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    Ältere Menschen wollen sich gegen Hass engagieren – Gutes Abschneiden der AfD bereitet Sorgen
    Von Fabian Koser


    Der Rechtsruck in der Gesellschaft und besonders die Kandidatur von AfD-Kandidat Joachim Paul (54) für die Ludwigshafener Oberbürgermeisterwahl am 21. September bereiten auch vielen älteren Menschen Sorge. Einige von Ihnen haben sich nun als „Omas gegen Rechts“ in der Stadt zusammengeschlossen.
    „Es ist wichtig, Demokratie zu verteidigen“, sagt Susanne. Sie und ihr Mann Clemens wohnen in Ludwigshafen, gehören aber der Maxdorfer Gruppe „Omas gegen Rechts“ (OgR) an. In Ludwigshafen gab es keine. Das ändert sich am Mittwochabend, als sie mit acht Gleichgesinnten in einem Besprechungsraum des Verdi-Hauses in der Innenstadt zusammensitzen.
    Die Teilnehmer wollen nicht mit Bild und Nachnamen in der Zeitung erscheinen, vorerst zumindest. Sie haben Angst vor Hassnachrichten und möglicherweise auch Übergriffen. Dennoch wollen sie sich engagieren, gegen rechten Hass, Rassismus und Frauenfeindlichkeit. Susanne und Clemens sollen ihnen beim Start helfen. „Das Wichtigste ist das Netzwerk“, sagt Susanne. Denn alle Ortsgruppen kommunizieren, unterstützen sich, etwa bei Infoständen und Demonstrationen. „Wir sind kein eingetragener Verein.“ Es gebe zwar Gruppen, die sich derart organisiert haben, doch die Regel sei das nicht.

    Schnell sind die Teilnehmer per Du miteinander. Man kennt sich, entweder direkt oder auch über ebenfalls politisch Aktive aus der Stadt. Nicht alle in der Runde sind Omas, manche habe gar keine Enkel. Auch nicht alle sind Frauen, denn ein Mann, Günter, hat sich dazu gesellt.

    Man wolle aktiv werden. Das gute Abschneiden der AfD in Ludwigshafen bei der jüngsten Wahl bereitet vielen Sorgen. Hinzu kommt, dass die AfD Joachim Paul als Kandidat für die Wahl zum Ludwigshafener Oberbürgermeister aufgestellt hat. Marguerite (85) erzählt, ihr Vater emigrierte 1934 wegen der Nazis nach Frankreich, wo sie zur Welt kam. Nach dem Krieg kehrten sie nach Deutschland zurück. Durch diese Familiengeschichte fühlt sie sich berufen, sich zu engagieren. „Das AfD-Ergebnis war haarsträubend“, sagt sie. „Ich möchte nicht, dass meine Enkel mal fragen, warum wir nichts getan haben.“ Ihr Ziel ist es, zu verhindern, das Paul in die Stichwahl kommt.

    Das wichtige bei Aktionen der „Omas gegen Rechts“ ist laut Susanne, Zeichen zu setzen und Dialog zu suchen: „Überzeugte AfD-Wähler werden wir nicht bekehren können, doch es gibt auch Unentschlossene, die der Partei ihre Stimme geben.“ Dafür gibt es vom deutschen Verband der OgR einen Shop, in dem man T-Shirts mit Parolen, Flugblätter und Flyer mit Argumentationshilfen bestellen kann.

    Auch Liz (66) will dem Rechtsruck entgegenwirken. „Ich kann Rassismus nicht verstehen. Multikulti ist doch eine Bereicherung“, sagt sie. Sie will sich auch für die nächste Generation engagieren. „Ich möchte mit so vielen Leuten wie möglich ins Gespräch kommen.“

    Mehr Aktionen gegen Rechts, das möchte Petra (66). „Ludwigshafen war für die Rechten immer schon ein Schwerpunkt“, sagt sie. Darum begrüßt sie, dass sich die OgR nun auch in der Stadt zusammengefunden haben. Sie hofft aber, dass es noch mehr werden. Auch sie will mit ihrem Engagement ein Zeichen setzen und verhindern, dass Paul es ins Amt schafft.

    Info

    Das erste offizielle Treffen der „Omas gegen Rechts“ Ludwigshafen findet am Mittwoch 30. Juli, 15 bis 17 Uhr, im „Das Haus“, Bahnhofstraße 30, statt. Ab dann trifft sich die Gruppe immer am letzten Donnerstag im Monat. Interessierte können am Samstag, 19. Juli, 10 bis 12 Uhr, am Ludwigsplatz mit Mitgliedern ins Gespräch kommen. Kontakt: E-Mail an omas-gegen-rechts-maxdorf@proton.me, Homepage omas-gegen-rechts-maxdorf.jimdosite.com.

    Quelle

    Ausgabe Die Rheinpfalz Ludwigshafener Rundschau - Nr. 146
    Datum Freitag, den 27. Juni 2025

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