Vergangene Woche hat der schiitisch-afghanische Verein Ludwigshafen sein neues Gemeindehaus in der Dammstraße eröffnet. Es soll ein Ort der Zusammenkunft und Hilfsbereitschaft werden – unabhängig von Religion und Herkunft.Von Alexander Volk
Der Verein wurde vor etwa 25 Jahren gegründet und mietete bisher seine Räumlichkeiten in Ludwigshafen. Nun ist er erstmals Eigentümer. Die rund 220 Quadratmeter großen Räumlichkeiten in der Stadtmitte wurden über fünf Monate aufwendig renoviert – in Eigenleistung, wie Jafari berichtet: „Wir haben alle mitangepackt.“ Der Verein hat etwa 150 aktive Mitglieder, die monatlich spenden. Die Zahl der Unterstützer sei aber deutlich höher, so der Vorsitzende. Der Fokus des Vereins liegt auf seiner Integrationsarbeit. Besonders für Jugendliche sei eine gute Integration sehr wichtig, meint Jafari. „Wir wollen Menschen, die neu in dieses Land kommen, bei der Orientierung helfen – deutsche Werte vermitteln, Sprachbarrieren abbauen und die Zusammenarbeit mit Behörden und Polizei erleichtern“, fasst der gelernte Tourismuskaufmann zusammen. Er selbst kam als Kind nach Deutschland und wuchs in Ludwigshafen auf. Der 28-Jährige kennt die Probleme, an denen Integration scheitern kann. Meist sei die Sprache eine der zentralen Herausforderungen: „Probleme bei der Verständigung erschweren die Integration erheblich“, so Jafari. Zwar bemühe sich die Stadt nach Kräften. Doch insbesondere die Ausländerbehörde sei chronisch überlastet. An dieser Stelle möchte der Verein unterstützen: „Täglich wird jemand in unserem Gemeindehaus vor Ort sein, um Rat zu geben oder zu vermitteln“, sagt Jafari. Die Hilfe richte sich an alle – unabhängig von ihrer Religion oder Herkunft. „Wir begleiten die Menschen unter anderem bei Terminen bei der Behörde und übersetzen.“ Auch mit der Polizei arbeite der Verein bereits zusammen: „Bei Problemen mit Migranten wird häufig der Kontakt zu uns gesucht – wir versuchen dann aufzuklären oder zu vermitteln“. Aufklärung und AustauschUnter den Gästen, die sich zwischen den Baustellen im Stadtzentrum versammelt haben, war auch Sina Emadi. Der 33-Jährige veröffentlicht im Internet Videos über den Islam – offen und zugänglich. „Ich möchte Menschen aufklären – und etwas gegen die festgefahrenen Ansichten über den Islam tun.“ Besonders bei jungen Menschen fehle das Wissen über Religion und ihre Hintergründe, meint der gebürtige Stuttgarter. Orte wie dieser könnten viel bewirken: „Ich habe als Kind selbst viel Zeit in Gemeindestätten verbracht – sie geben Rückhalt.“ Die Eröffnung diente auch als Gelegenheit des Austauschs zwischen Verein und Stadt. Matthias Gehring, Mitglied des Beirats für Migration und Integration, weiß um die Bedeutung solcher Einrichtungen: „Vereine dieser Art sind Ankerpunkte für Migranten.“ Die kommunalen Ressourcen seien begrenzt. „Die Integrationsarbeit der Stadt hat noch Luft nach oben – das liegt zum Teil aber auch an bundespolitischen Rahmenbedingungen“, sagt Gehring. Im Beirat arbeiten derzeit nur vier Personen – entsprechend seien die Kapazitäten begrenzt. Mit dem symbolischen Durchschneiden des roten Bands vor dem Eingang ist das neue Gemeindehaus nun offiziell eröffnet. Ein Ort der Begegnung, des Austauschs und der Unterstützung soll es sein. „Integration ist in Ludwigshafen ein schwieriges Thema, wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, dass sich das ändert“, resümiert Vorsitzender Jafari. |
||||
Quelle
|