Der Verein Orbea aus Maudach setzt sich für Artenvielfalt und die Natur in ganz Ludwigshafen ein

Von Volker Endres

Orbea heißt der Verein. Und was als Arbeitskreis für Vogelliebhaber unter Franz Stalla begonnen hat, ist längst zu einer umfassenden Naturschutzgruppe geworden. „Wir sind eine kleine Gruppe, die viel leistet und dabei Spaß hat“, so die Beschreibung von Sprecherin Kathrin Barsnick. Das und noch viel mehr haben die Besucherinnen und Besucher beim Jahrestreff auf der Vogelbeobachtungsstation im Maudacher Bruch erfahren.
Klaus Eisele setzt sich für den Naturschutz ein. Dass er dabei nicht immer diplomatisch vorgeht, ist für den Vorsitzenden des Arbeitskreises kein Problem. Immerhin weiß er, dass er von Menschen umgeben ist, die sein Ziel teilen. „Wir suchen uns die Menschen aus, die bei uns mitmachen dürfen“, beschreibt er seine Herangehensweise. Die hat Orbea mittlerweile weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt gemacht: „Ich erhalte teilweise für die Baubetreuung Anrufe aus Frankfurt.“ Denn Neubauten oder Sanierungen unter Einhaltung des Naturschutzes beziehungsweise begleitende Maßnahmen für Umsiedlung oder Neuansiedlung von Vögeln oder Fledermäusen: Das sind Eiseles Spezialitäten. Und er bekommt leuchtende Augen, wenn er von den Erfolgen seiner Gruppe erzählt: „Wir haben allein in Ludwigshafen über 3000 Nisthilfen aufgehängt, betreuen selbst über 2000 dieser Kästen, davon rund 600 für Mauersegler.“ Zehn Horste für Wanderfalken haben die Orbea-Mitglieder gebaut, „davon sind sechs bewohnt“. Zum Vergleich: In ganz Mannheim gebe es nur einen bewohnten Horst. Man habe dazu beigetragen, wieder Steinkäuze in den Bruch zu locken und unterstütze die Auffangstationen von Wildtieren. Das sei ein Vollzeitjob, so Eisele: „Anders als große Naturschutzorganisationen bin ich rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche telefonisch erreichbar.“ Egal ob abgestürzte Vögel, Fledermäuse oder Igel – sie alle werden von den Orbea-Mitgliedern untergebracht.

Und auch Vierbeiner gehören zu den Protegés der ursprünglichen Vogelkundler: „Wir haben mittlerweile acht Schafe auf unserer Streuobstwiese“, berichtete Barsnick. Eine Wiese mit 23 alten Obstbäumen und drei Linden, die in ehrenamtlicher Arbeit und finanziert durch Spenden auf der geplanten Erweiterungsfläche des Maudacher Friedhofes angelegt wurde. Die Tiere werden aktuell von einer jungen Schäferin gepflegt, „und wir lernen gerade selbst den Umgang damit“. Es sei schließlich nicht damit getan, die Tiere auf die Wiese zu stellen. Unterstützt werde der Arbeitskreis von den Anwohnern: „Die haben die Schafe schon ins Herz geschlossen“, sagt Barsnik.

Bäume habe Orbea auch auf dem Friedhof in Rheingönheim gepflanzt. Außerdem veranstalte man Projekte für Schul- und Kindergartenkinder, zählt sie auf. Als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnete Eisele die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Abbvie in Ludwigshafen Süd. Unter seiner Beratung habe das Unternehmen den „englischen Rasen“ auf dem Werksgelände durch insektenfreundliche Magerwiesen ersetzt. Zudem eigneten sich Werksgelände für die Ansiedlung von Vögeln und Wildtieren, so Eisele. „Sie sind dort keinem Freizeitdruck ausgesetzt. Dort gibt es zum Beispiel keine Hunde.“ Hier und auch auf dem BASF-Werksgelände sieht der Orbea-Leiter deshalb noch viel Potenzial für die Natur.

Er verschließt schließlich auch nicht die Augen vor den großen Problemen, wie beispielsweise frei laufenden Hunden im Bruch. „Allein in diesem Jahr wurden schon acht Rehe gerissen oder zu Tode gehetzt“, behauptet Eisele. Außerdem habe er der Stadt bereits mit einer Anzeige gedroht: „Die Verwaltung setzt ihre eigenen Vorgaben nicht um. Und auch die Arbeit anderer Naturschutzverbände sieht Eisele kritisch. Wenn diese etwa Vögel zählen und auf Meldungen von Spaziergängern setzen. „Wir zählen selbst. Dann wissen wir, dass es richtig gemacht wird.“ Arbeit und Projekte werden Orbea deshalb auch in den kommenden Monaten nicht ausgehen. „Wir haben noch viele Ideen“, kündigten Barsnick und Eisele auf dem Jahrestreffen an.

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Ludwigshafener Rundschau - Nr. 199
Datum Dienstag, den 27. August 2024