Hier spielt die Musik: Eigentlich wollte Peter Herzog nur ein bisschen Trompete spielen lernen. Aber er sei von den „Huddelschnuddlern“ so nett aufgenommen worden, dass er im Verein geblieben sei, erzählt er. Seit Juni ist er Vorsitzender der Guggemusiker aus Ludwigshafen. Von Claudia Matheis
Erst vor 14 Jahren erlernte Peter Herzog sein Instrument, die Trompete. Und zu der Zeit gab es auch noch keine Überlegungen, Teil der Gruppe zu werden. Aber wie man so schön sagt, alles kam anders. Der 64-Jährige ist aufgeschlossen und wenn er für etwas brennt, bringt er Engagement ein. Dazu bekennt er, „ich habe keine Hemmungen. Wenn ich vorspielen soll, dann mache ich das. Genauso trete ich in verrückten Kostümen auf“, sagt er weiter. Seine Vereinsmitglieder haben ihn schon als Animationfigur, „Shaun das Schaf“ erlebt, aber auch als Schwan aus dem Ballett „Schwanensee“. „Als ,Peter Wackel' musste ich über die Bühne wackeln, dabei kannte ich den bis dahin nicht einmal“, sagt er und lächelt schelmisch. Er liebt es, auf der Bühne mit dem Publikum zu interagieren. Gleichzeitig betont er, nicht im Vordergrund stehen zu wollen. Bis vor einem Jahr haben die „Huddelschnuddler“ ihre Kostüme selbst mit den nötigen Aufnähern individualisiert, das übernimmt inzwischen eine Schneiderin. Bei 40 Aktiven ein aufwendiger Job. Und proben müssen die Musiker schließlich auch, denn „wir haben einen Ruf zu verlieren“, weiß Herzog. „Immerhin durften wir die Stadt schon mehrfach beim Rheinland-Pfalz-Tag vertreten“, sagt er nicht ohne Stolz. Herzog war lange Wasserballspieler und hatte in der Zeit einige Erfolge mit seiner Mannschaft aufzuweisen. Nachdem er die aktive Karriere beendet hatte, wollte er als Zuschauer seine Jungs anfeuern und von den Rängen „ordentlich Krach machen“. Zu diesem Zweck schenkte ihm seine Frau eine kleine Trommel. Die war ihm jedoch nicht laut genug, deshalb kam er auf die Idee, Trompete zu spielen. „So zwei, drei Töne hätten mir gereicht“, blickt er zurück. Über ehemalige Nachbarn erfuhr er, dass man bei den „Huddelschnuddlern“ ein Instrument lernen könne. Das war der Anfang einer inzwischen 14 Jahre währenden Leidenschaft. „Fast alle können bei uns keine Noten lesen“, weiß er. „Wir haben Buchstaben und Zahlen, die drei Oktaven abdecken, den Rest müssen wir uns über das Gehör einprägen“. Es habe den Vorteil, dass es schnell zu erlernen sei. Im Verein sind viele Familien, für Neueinsteiger gibt es regelmäßige Anfängerproben. Die dürfen vergleichsweise schnell bei Umzügen mitlaufen. Sollte mal ein Ton daneben gehen, ist das nicht so schlimm, denn durch die Fortbewegung geht es für die Zuhörer eher um das Gesamtpaket. „Wer von den Neuen ein Stück nicht kann oder unsicher ist, der darf auch nur die Knöpfe drücken, ohne ins Instrument zu blasen. Der Lippenspann muss geübt werden, sonst sind die nach vier Liedern tot“, weiß der Trompeter. Die Gemeinschaft unter den Musikern ist es, was den Hessheimer besonders anzieht. „Stellen wir einen Stand, dann sind sehr viele Helfer da, genauso am Schminkstand für die Kinder.“ Viele der 200 Mitglieder helfen, auch ohne aktiv zu spielen. Dass er gar kein ausgesprochener Fasnachter sei, ist schwer zu glauben. „Wir sind kein Fasnachtsverein, haben keine Orden“, stellt er klar. Und auch beim Großen Rat der Ludwigshafener Karneval-Vereine haben die „Huddelschnuddler“ nur einen Beisitzerposten, seien keine Mitglieder. Auftritte gibt es auch unterm Jahr regelmäßig, mindestens einer pro Monat sollte es sein, hingegen zu Fasching seien es etwa 30 bis 40. Als Vereinsvorsitzender weiß Herzog, dass der Transporter für die Instrumente und der Probenraum im Stadtteil Süd finanziert werden müssen. „Da reichen die Mitgliedsbeiträge nicht.“ Deshalb können die „Huddelschnuddler“ auch gegen eine Aufwandsentschädigung gebucht werden. Soziale Termine, beispielsweise zum Nachbarschaftsfest im Dichterquartier Süd oder bei Kindergartenfesten nehmen die Guggemusiker auch mal ohne Obolus an. „Es ist so schön zu sehen, wie sich die Kinder an der Hand nehmen und zur Musik bewegen und tanzen. Nur ganz wenige halten sich dabei die Ohren zu“, hat Herzog beobachtet. „Wir achten dabei auch darauf, dass im Freien gespielt wird“, denn dass die Instrumente sehr laut sein können, ist ihm durchaus bewusst. Noch Fragen? Die „Huddelschnuddler“ feiern am Samstag, 7. September, ihr 25-jähriges Bestehen mit großem Programm. Infos unter www.huddelschnuddler.eu. Die Serie Nicht die nur die ganz große Kultur, sondern die feine kleine Musik in Nischen, zu Hause, in Chören sowie Orchestern und die Menschen dahinter stellen wir in dieser Reihe dienstags vor. |
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