Leute in LU: „Verschiedene Organisationen und Institutionen, die sich zivilgesellschaftlich engagieren, zusammenzubringen und zu unterstützen“ – das mache ihm Freude und motiviere, sagt Philipp Schmitz über seine Aufgabe. Seit April ist der 35-Jährige Geschäftsführer des Internationalen Bauordens mit Sitz in Ludwigshafen.Von Ulrike NeumannPhilipp Schmitz gibt zu, dass der Name „Bauorden“ für manchen zunächst einmal etwas sperrig klingen mag. „Wenn ich dann aber erkläre, was wir machen, ist jeder begeistert“, ergänzt er. Der Internationale Bauorden wurde 1953 vom niederländischen Pater Werenfried van Straaten gegründet. Er hatte sich vorgenommen, Studenten zu motivieren, nach dem Zweiten Weltkrieg Flüchtlingen und Vertriebenen beim Bau von Eigenheimen zu helfen. Heute ist daraus ein Freiwilligendienst mit christlicher Grundidee geworden, der überkonfessionell und mit offener Weltanschauung in Deutschland und Europa soziale, ökologische, kulturelle und gemeinnützige Einrichtungen bei Bau- und Renovierungsarbeiten unterstützt. Er finanziert sich überwiegend aus Spenden, erhält aber auch öffentliche Zuschüsse. Camps in vielen LändernAuch aktuell gibt es zahlreiche Workcamps des Bauordens in verschiedenen Ländern: In Brodersholm in Schleswig Holstein braucht das Haus Narnia – eine Einrichtung der Jugendhilfe – eine neue Werkstatt; in Leisnig in Sachsen soll der denkmalgeschützte Bahnhof in ein soziokulturelles Zentrum verwandelt werden; das völlig zerstörte und unbewohnte Dorf Kasapic bei Srebrenica soll in ein Öko- und Friedensdorf namens Ekometeá verwandelt werden; in Kasi, Georgien, wird ein leerstehendes Gebäude in eine Tagesstätte für Kinder mit Behinderung umgewandelt; das Schloss Langenberg im Elsass wird ökologisch nach den Richtlinien der Permakultur umgebaut und in Riebini in Lettland werden Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof restauriert. Zumeist junge Leute wählen eines der Workcamps aus, um in zwei Wochen ihre Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, erhalten dafür keine Bezahlung, sondern nur freie Kost und Logis. Mit dabei sind Studenten der Architektur oder des Bauingenieurwesens genauso wie Sprachenstudenten, die die Zeit nutzen wollen, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Oder Menschen, die das Handwerk kennenlernen möchten, um etwa auch die Möglichkeit zu haben, historisches Handwerk wie das Verputzen von Fachwerk mit Lehm, zu erlernen. Allen gemeinsam ist die Suche nach interkulturellen Erfahrungen. Philipp Schmitz und sein fünfköpfiges hauptamtliches Team ist für die Organisation dieser Workcamps und für die Vermittlung der Freiwilligen zuständig. „Eine wertvolle Aufgabe“„Meine Aufgabe ist wahnsinnig vielfältig. Wir sind Ansprechpartner für die Freiwilligen und die Partner, kooperieren mit ausländischen Schwesternverbänden in Österreich, Belgien und den Niederlanden. Wir stehen im ständigen Austausch und bringen ganz viele Player aus der Zivilgesellschaft zusammen“, berichtet Schmitz begeistert. Er lerne jeden Tag aufs Neue tolle Menschen kennen, die sich für die Gesellschaft engagieren möchten und ebenso interessante Partner und Projekte. Es sei ein zivilgesellschaftlicher Beitrag dazu, viele kleine Vereine und Initiativen dabei zu unterstützen, in vielen kleinen Schritten und Arbeitseinsätzen etwas Gutes und mit der Ressource Zeit etwas Sinnvolles zu tun. „Das ist eine wertvolle Aufgabe, die ich gerne mache und die ich mit meinem christlichen Glauben verbinde“, sagt Schmitz. Ganz wichtig in seinem Job ist das Netzwerken über Social Media, Newsletter, Homepage, Vorträge und das Akquirieren von Spenden und Fördermitteln. „Bei allen Vorzügen des Internets – die Mund-zu-Mund-Propaganda durch die Freiwilligen ist mindestens genau so wichtig“, hat er bereits erfahren. Tägliches PendelnDer 35-Jährige pendelt dafür fast täglich von Karlsruhe nach Ludwigshafen, wo der Internationale Bauorden seit zwölf Jahren seinen Sitz hat. Von Haus aus ist Philipp Schmitz katholischer Theologe. „Die Themen Bau und soziales Engagement haben sich in meinem Leben schon immer gekreuzt“, berichtet Schmitz. Sein Bruder sei Architekt, er selbst war in Messdiener- und Pfadfindergruppen unterwegs, beruflich habe er in seinen Gemeinden schon immer mit Bauprojekten zu tun. „Das Thema Bau kam schon immer in meinem Leben vor, deshalb hat es mich wohl zum Bauorden gezogen.“ Hier könne er das Thema Bau mit seinem christlichen Glauben verbinden, sagt der neue Geschäftsführer. „Der Bauorden ist die Transformation des Christlichen, hier wird das Christliche weitergedacht und entwickelt“, berichtet er überzeugt und ergänzt: „Das Tun und Unterstützen sind heute das Relevanteste am Christentum, und ich persönlich finde hier meine christliche Motivation.“ |
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